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Fusions Festival: Wie die Polizei ein liberales und erfolgreiches Sicherheitskonzept gefährdet

Der Neubrandenburger Polizeichef will mitten im Festival eine Polizeistation und eine makellose Streifung des Geländes durch Beamte. Die Organisatoren widersetzen sich: Sie verweisen auf die Freiheit der Künste und auf mehr als 20 Jahre ohne nennenswerte Zwischenfälle. Tatsächlich kann die Fusion als Modellprojekt für einen alternativen Ansatz zur Sicherheit bei Großveranstaltungen dienen.

Seit mehr als 20 Jahren findet das Fusionsfestival Ende Juni in Mecklenburg-Vorpommern statt. Was als kleine linke alternative Techno-Party auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Lärz begann, ist heute mit rund 70.000 Gästen eines der größten alternativen Kulturfestivals in Europa. Trotz all des Wachstums, trotz einiger Veränderungen und vieler Menschen ist das fünftägige Festival immer anders geblieben als seine kommerziellen Kollegen: Es gibt keine Medienpräsenz, keine Werbung, kein Sponsoring, keine Werbung, keine Getränkekontrolle, kein Fleisch - und keine Polizei auf dem Gelände.

Auch zivilrechtlich ist das Festival an der Müritz interessant, da es als alternatives Beispiel dafür angesehen werden kann, wie Ordnung und Sicherheit auch bei Großveranstaltungen mit einer zurückhaltenden Strategie gewährleistet werden kann. Dies liegt nicht nur an einer funktionierenden Sicherheitsstruktur der Organisatoren, der aufmerksamen und friedlichen Besucher des Festivals, sondern auch daran, dass der Zusammenschluss aus einem Netzwerk von bis zu 10.000 Personen organisiert wird, die aktiv an der Gestaltung beteiligt sind und damit die Grundlage des Festivals bilden. Es sind also nicht nur gesichtslose kommerzielle Dienstleister, sondern auch Gemeinschaften, die hart daran arbeiten, etwas zu erreichen. Hierin unterscheidet sich die Zusammenführung anderer Ereignisse in der Größenordnung.

Der Neubrandenburger Polizeichef Nils Hoffmann-Ritterbusch konnte diesen Stress nun selbst mit einer angeblichen Verbesserung der Sicherheit verursachen: Er fordert eine Polizeistation in der Mitte des Geländes und eine unverschmutzte Polizeistreife, die das Festival anhält. Man könnte auch sagen: Die Polizei will das Festival von nun an genau beobachten. Auf netzpolitik.org verfügbare Dokumente untermauern diese Pläne. Wenn Hoffmann-Ritterbusch seine Polizeistation nicht erhält, droht er, dem Sicherheitskonzept der Fusion nicht zuzustimmen. Das Festival konnte dann nicht stattfinden.

Es gibt wenig Grund, den bisherigen Sicherheitsansatz zu ändern: Die Zahl der Gewalttaten wie Personenschäden liegt seit Jahren im niedrigen einstelligen Bereich. In ihren eigenen Pressemitteilungen war die Polizei selbst in den letzten Jahren immer positiv. Von "erwartet" gibt es die Rede, von "keine besonderen Vorfälle" oder einen "weitgehend störungsfreien Kurs". Polizeiliche Kategorien, um sicherzustellen, dass alles gut gelaufen ist.

Die sehr unkomplizierte Nutzung für eine Großveranstaltung mit 70.000 Personen spiegelt sich auch in dem geringen Arbeitsaufwand der Polizei wider: Bei etwa gleicher Besucherzahl setzte die Polizei 2011 nur bis zu 95 Beamte pro Tag ein; 2016 waren es 204 und 2018 maximal 236 Beamte. Das reichte aus, um bei Bedarf eingreifen zu können und vor allem durch Verkehrskontrollen Druck auf die Festivalbesucher auszuüben, damit sie nüchtern reisen.

Angriff auf das Konzept der alternativen Veranstaltung

Für die Organisatoren und ihre friedlichen Besucher ist die neue Linie des Polizeichefs eine Enttäuschung, sagt Martin Eulenhaupt, der die Fusion von Anfang an mitorganisiert hat, netzpolitik.org: "Es ist ein Angriff auf ein erfolgreiches, alternatives und fortschrittliches Veranstaltungskonzept, das, wie alle Erfahrungen zeigen, zu mehr Sicherheit führt als bei anderen Großveranstaltungen. Diese Leistung, die auch auf gegenseitigem Vertrauen mit der Polizei beruhte, bringt den Polizeipräsidenten mit seinem Anspruch ohne unnötiges Risiko. ”

Da das Festival weitgehend von linken Gruppen und Netzwerken unterstützt wird, könnte es die Polizeipräsenz auf dem Gelände sein, die jetzt für Unruhe und Konflikte sorgt. Owl Head glaubt nicht, dass das Publikum die neue Linie der Polizei akzeptieren wird, ohne zu murren. Er erwartet friedliche und fantasievolle Proteste der Gäste, sollte die Polizei siegen. Bis dahin bittet er den Polizeichef, nun das etablierte Konzept der letzten 20 Jahre zu überdenken und fortzusetzen und als Kompromiss eine Polizeistation außerhalb des Zauns, aber in unmittelbarer Nähe des Festivals zu bauen.

Der Kulturkosmos Müritz will nun politischen Druck aufbauen, bei Bedarf vor Gericht gehen. Darüber hinaus wird es eine Petition zur Förderung der Freiheit von Kunst und Kultur geben, die sich nicht nur über die aktuelle Situation bei der Fusion beschwert, sondern auch über den Druck auf alle Arten von kulturellen und subkulturellen Veranstaltungen.

Unterschreiben Sie die Petition: https://kulturkosmos.de/mitmachen/en/